CH Outdoor-Markt wird 2023 kleiner – (k)ein Grund zur Sorge?
Die Prognosen der GfK sagen einen Rückgang im Schweizer Outdoor Sportartikel Markt für das Jahr 2023 voraus. Muss sich die Branche nun sorgen machen? Das sagen die Experten der «swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz».
In den letzten beiden Jahren ist der Umsatz in der Schweiz im Bereich der Outdoor-Sportartikel sprunghaft angestiegen. 2021 um 30 Millionen auf ein Gesamtvolumen von 477 Millionen Franken und im Folgejahr um weitere 7 Millionen auf rekordhohe 484 Millionen Franken. Auch in den Jahren davor war der Umsatz jeweils gestiegen, wenn auch in kleineren Schritten. Doch nun sagen die neusten GfK-Prognosen einen Rückgang voraus. Und zwar um rund 14 Millionen oder knapp drei Prozent. Was bedeutet das? Ist dieser Rückgang der Beginn einer Trendwende? Muss man sich in der Schweizer Sportartikel Branche um den Outdoor-Bereich sorgen? Die «swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz» ordnet die neusten Prognosen ein.
Hohe Qualität der Sportartikel
«Die Jahre 2021 und 2022 waren absolut überdurchschnittlich. Weil die Schweizerinnen und Schweizer während der Coronazeit nicht wie sonst ins Ausland verreisen konnten, rüsteten sie sich mit Outdoor-Sportartikeln aus, um sich in der Region aktiv betätigen zu können», sagt Peter Bruggmann von der «swisspo». «Dass der Bedarf an Outdoor-Sportartikeln daher jetzt sinkt, ist keine Überraschung und spricht zudem auch für die qualitativ hochwertigen Produkte, die wir verkaufen. Unsere Kundinnen und Kunden benötigen nicht bereits nach einem oder zwei Jahren wieder einen Ersatz für die Wanderschuhe, das Mountainbike oder die Outdoor-Jacke. Grund zur Sorge besteht deswegen also nicht.»
86 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wandern
Die Einschätzungen von Peter Bruggmann lassen sich auch mit Zahlen belegen. Zum einen ist die Umsatzprognose fürs Jahr 2023 mit 470 Millionen Franken noch immer deutlich höher als vor Corona – 2019 waren es 439 Millionen. Zum anderen hat eine eben erst erschienene, repräsentative GfK-Umfrage das Wanderverhalten der Schweizerinnen und Schweizer genauer analysiert. Gemäss dieser Umfrage wandert über 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung mindestens einmal im Monat. Und weitere 36 Prozent selten oder nur in den Ferien. Verdrossenheit gegenüber Outdoor-Aktivitäten sind definitiv anders aus. «86 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gehen zumindest in den Ferien wandern. Das zeigt ganz klar: Wandern ist nach wie vor in und zwar für alle Altersklassen», so Peter Bruggmann.
Zeit in der Natur und sportliche Leistung
Die Umfrage hat sich noch einem weiteren Thema angenommen. Und zwar der Frage, was denn die Motivation der Schweizerinnen und Schweizer ist, überhaupt wandern zu gehen. Über alle Altersklassen hinweg war der Hauptgrund, Zeit in der Natur zu verbringen und die schönen Gegenden zu geniessen. Erfreulich daran aus Schweizer Sicht: Nur 4 Prozent der Befragten gaben an, im Ausland wandern zu gehen. Praktisch alle sind also in der Schweiz unterwegs. Bei der jüngeren Generation der Personen zwischen 16 und 29 Jahren ist zudem der Aspekt der sportlichen Leistung und der Fitness ein weiterer wichtiger Beweggrund. «Diejenigen, die aus sportlichen Gründen wandern, sind oft mit kleinen und leichten Rucksäcken und sportlicher Bekleidung unterwegs, welche an Running- oder Fitness-Outfits erinnern. Man kann daher davon ausgehen, dass der Boom des Trail-Running sich in der Schweiz noch weiter verstärken wird», sagt Urs Rüttimann, «Swisspo»-Experte für den Bereich Textilien.
Im Schnitt: 11,4 Kilometer in etwas mehr als drei Stunden
Die Umfrage hat zudem auch ergeben, dass die durchschnittliche Wanderstrecke der Schweizerinnen und Schweizer 11,4 Kilometer beträgt und die durchschnittliche Wanderzeit bei etwas über drei Stunden liegt. Interessantes Ergebnis am Rande: Die Deutschschweizer wandern im Schnitt etwas weiter (12,4 km) als die Westschweizer (9,4 km), dafür wandern mehr Westschweizer (61%) als Deutschschweizer (50%).
In der Umfrage wurde ebenfalls erhoben, mit welcher Ausrüstung die Schweizerinnen und Schweizer unterwegs sind, wenn sie wandern gehen. Und dabei bestätigt sich die Aussage von Peter Bruggmann bezüglich der guten Qualität der Ausrüstung. 77 Prozent aller Schweizer Wanderinnen und Wanderer tragen nicht einfach Turnschuhe sondern einen Wanderschuh, 32 Prozent sind mit Wanderhosen unterwegs und 28 Prozent mit einer funktionellen Jacke. Bei den Wandernden über 50 Jahren ist zudem der Wanderstock sehr beliebt. Fast 40 Prozent sind damit unterwegs.
Die Umfrage
Im Juli 2023 wurde die repräsentative Befragung der Schweizer Bevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren vom Marktforschungsinstitut GfK durchgeführt. Dabei wurden alle demografischen Begebenheiten (Geschlecht, Region, Alter etc.) berücksichtigt. Diese Umfrage wurde im Auftrag der «Swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz» durchgeführt.
Schweiz - Velohandel leidet unter Ketchup-Effekt und Kaufzurückhaltung
2022 konnte die Schweizer Velobranche nicht an ihren enormen Erfolg der beiden Vorjahre anknüpfen. Der Umsatz des Velohandels sank deutlich, doch er blieb über dem Niveau der Zeit vor der Covid-Pandemie. Und obwohl die Branche auch 2023 unter erschwerten Bedingungen arbeiten muss, ist sie mit längerfristiger Perspektive auf Erfolgskurs.
Wer je das Ketchup aus einer Flasche mit verstopfter Öffnung zu drücken versuchte, kennt es: Erst kommt gar nichts, dann viel zu viel. Der Schweizer Velohandel litt zuletzt sehr stark unter diesem Phänomen.
Zum Saisonhöhepunkt im Frühjahr mangelte es an Velos und Elektrovelos: Das Fachbüro dynaMot hat für das eben erschienene «Marktbulletin Velohandel 2023» die Importstatistik des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit ausgewertet. Es hat dabei festgestellt, dass im ersten Halbjahr 2022 aus wichtigen Produktionsländern nur etwa 50 bis 70 % des regulären Bedarfs geliefert worden waren.
Erschwerend kam für den Velohandel hinzu, dass die Schweizer Bevölkerung wegen des Krieges in der Ukraine, der drohenden Energielücke und den steigenden Lebenshaltungskosten zurückhaltend wurden bei grösseren Ausgaben. Als Folge davon ging 2022 der Verkauf von Velos und Elektrovelos auf rund 448'000 Stück zurück. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 wurden beinahe 200'000 Stück mehr verkauft. Der Umsatz des Velohandels sank dadurch gegenüber dem Vorjahr um etwa 10 % auf 2.05 Mia Franken. Das ist zwar empfindlich weniger als in den beiden Vorjahren, aber immer noch mehr als der Schweizer Velohandel in allen Jahren vor der Covid-Pandemie erzielte.
Enttäuschende Velosaison 2023
Die fehlenden Velos und Elektrovelos trafen dann verspätet erst nach den Sommerferien ein, als die Nachfrage im Markt sich wegen dem nahenden Saisonende bereits abkühlte. Und sie kamen in grosser Zahl, weil teilweise auch noch Bestellungen aus der Saison 2021 geliefert wurden. Die Lager der Schweizer Velobranche füllten sich dadurch in sehr kurzer Zeit sehr schnell. Und weil auch Anfang 2023 noch viele Velos und Elektrovelos in den Markt geliefert wurden, startete die Branche mit übervollen Lagern in das neue Jahr. Unglücklicherweise ging die Nachfrage in diesem Frühjahr aber nochmals zurück, weil das kühle und feuchte Wetter bis Mitte Mai die Lust aufs Velofahren deutlich minderte. 2023 droht die Velobranche mit ihrem Geschäftserfolg daher unter den Wert von 2019 zu rutschen, dem letzten Jahr, bevor die Covid Pandemie die Nachfrage nach Velos und Elektrovelos beflügelte.
Potenzial für Verdoppelung des Elektrovelo-Markts
Längerfristig sieht dynaMot die Velobranche aber weiterhin auf Erfolgskurs. Denn die Velonutzung steigt im langfristigen Horizont deutlich nach oben. Das zeigt eine Auswertung des Veloverkehrs an den Zählstellen von Schweiz Mobil, die dynaMot in seiner Studie ausgewertet hat. Zudem scheint das Potenzial noch nicht ausgereizt: Gemäss dem Mikrozensus Schweiz besass 2021 jeder fünfte Haushalt in der Schweiz ein Elektrovelo. Geht man davon aus, dass E-Bikes sich als Verkehrsmittel für Alltag und Freizeit weiter etablieren, könnten in den nächsten Jahren nochmals so viele Elektrovelos gekauft werden wie bisher. Denn bei anderen regelmässig genutzten Verkehrsmitteln (Velo, ÖV-Abonnement, Auto) ist die Besitzquote in den Schweizer Haushalten mehr als doppelt so hoch.
Marktbulletin Velohandel Schweiz
Die vorgestellten Marktzahlen und weitere Fakten zum Schweizer Velohandel sind im «dynaMot Marktbulletin Velohandel 2023» zusammengefasst. Dieses bietet kompakt und leicht verständlich einen Überblick über den Markterfolg verschiedener Velokategorien und die aktuellen Entwicklungen der Schweizer Velobranche. Diese Marktstudie erscheint im Juli 2023 zum sechsten Mal. Sie kann direkt beim Herausgeber unter www.dynamot.ch/marktbulletin bestellt werden. Eine kostenlose Inhaltsübersicht steht auf dieser Website zum Download bereit.
dynaMot Kommunikation GmbH
Das Fachbüro dynaMot ist spezialisiert auf Marktforschung und Kommunikation für und über die Schweizer Velobranche. Gründer und Inhaber ist Urs Rosenbaum, der sich seit 1998 beruflich mit Velos auseinandersetzt. Ab 2003 beobachtete er den wirtschaftlichen Erfolg der Schweizer Velobranche als Fachjournalist und während mehreren Jahren als Herausgeber des Branchenmagazins Cyclinfo. Seit 2016 fokussiert er sich mit der dynaMot Kommunikation GmbH auf seine heutigen Dienstleistungen.
«Mach, was du liebst!» – die neue Kampagne für mehr Lernende im Sport Detailhandel
Im Sport Detailhandel müssen in der Schweiz Jahr für Jahr 300 Lehrstellen besetzt werden. Eine Aufgabe, die zuletzt immer schwieriger geworden ist. Wir haben uns mit Peter Bruggmann, Präsident des Verbands ASMAS, darüber unterhalten, wie man dieses Problem angehen will.
Peter, wie hat sich die Situation im Bereich der Ausbildung von Lernenden im Sport Detailhandel in den letzten Jahren verändert?
Wir haben festgestellt, dass es immer schwieriger wird, die offenen Lehrstellen zu besetzen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Gesamtanzahl der Lehrstellen im Bereich Sport Detailhandel in den letzten Jahren von 350 jährlich auf 300 gesunken ist.
Was sind die Gründe dafür?
Einerseits wird der akademische Bildungsweg immer populärer und gerade von den Eltern auch immer mehr gefördert. Andererseits ist es auch so, dass die Jahrgänge kleiner werden und es deshalb schon rein demografisch gesehen weniger Jugendliche gibt, die für die Lehrstellen in Frage kommen. Zudem glauben wir, dass es viele Jugendliche gibt, die den Bereich Sport Detailhandel gar nicht kennen. Genau da wollen wir ansetzen.
«Wir wollen den Jugendlichen aufzeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, ihr Hobby mit einer Ausbildung zu verbinden.» – Peter Bruggmann
Wie?
Mit unserer neuen Kampagne «Mach, was du liebst!». Unsere primäre Zielgruppe sind dabei Lehrpersonen, die Schülerinnen und Schüler unterrichten, die mitten in der Berufswahl stehen. Wir werden dafür ab August 1000 Schulen in der ganzen Schweiz kontaktieren und ihnen ein «Infoset» schicken. Darin gibt’s unter anderem Postkarten für die Schülerinnen und Schüler mit dem Claim unserer Kampagne «Mach, was du liebst!». Via QR-Code kommen die Schülerinnen und Schüler dann auf die Landingpage, wo sie sich informieren und direkt für eine Schnupperlehre anmelden können.
Wie funktioniert das genau mit der Schnupperlehre?
Die interessierten Schülerinnen und Schüler hinterlassen ihre Kontaktdaten und die Region, in der sie wohnen. Wir von der ASMAS werden ihnen dann anschliessend den Kontakt von Sport Detailhändlern in ihrer Region zukommen lassen. Danach können sie selbst entscheiden, bei wem sie eine Schnupperlehre absolvieren möchten.
Im Rahmen der Kampagne, die ihr mit einer Kommunikationsagentur realisiert habt, gibt es auch ein Angebot für Lehrpersonen. Wie sieht das genau aus?
Wir bieten Lehrpersonen an, dass wir einen Experten oder eine Expertin aus der Region in der Schule vorbeischicken, die den Schülerinnen und Schülern den Beruf Detailhandelsfachleute EFZ am Beispiel Sport aufzeigt. Idealerweise bekommen wir dafür einen Slot von 45 Minuten. Die Präsentation, welche die Expertinnen und Experten halten werden, haben wir vorbereitet. So können wir sicherstellen, dass alle dieselben Inhalte vermitteln.
Wann fällt der Startschuss für die Kampagne?
Wir werden nach den Sommerferien damit beginnen, die Schulen mit Unterlagen zu beliefern. Vorgängig werden aber auch noch alle unsere Mitglieder detailliert über die Kampagne informiert.
Wie können sich die ASMAS-Mitglieder in die Kampagne einbringen?
Es würde unserer Sache enorm helfen, wenn unsere Mitglieder den Kontakt zu Lehrpersonen in ihrer Region herstellen und allenfalls sogar Schulbesuche durch unsere Expertinnen und Experten organisieren würden. Wer uns unterstützen möchte bei der «Mach, was du liebst!»-Kampagne, kann sich am einfachsten per Mail bei uns melden.
Mit welchen Argumenten sollen die Jugendlichen denn von einer Ausbildung im Sport Detailhandel überzeugt werden?
Der Claim «Mach, was du liebst!» fasst es perfekt zusammen: Wir wollen den Jugendlichen, die sich in ihrer Freizeit für Sport begeistern, aufzeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, ihr Hobby mit einer Ausbildung zu verbinden. Auf dem Fundament der Berufslehre lässt sich aufbauen. Denn dank dem dualen Bildungssystem bieten sich verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten wie Retail Spezialist/in, Detailhandelsspezialist/in, Verkaufsfachmann/frau, Marketingmanager/in HF, eidg. dipl. Verkaufsleiter/in oder den Bachelor HF in Retail Management. Zudem ist man in unserer Branche immer am Puls der Zeit und erfährt sehr früh von neuen Entwicklungen. Und letztlich ist die Sportbranche eine sehr emotionale Branche, was ebenfalls ein grosses Plus ist.
Welche Ziele habt ihr euch für die Kampagne gesetzt?
Wir wollen in der Schweiz wieder 350 Lernende im Sport Detailhandel haben. Dadurch erhöht sich auch die Chance, dass mehr Lernende dem Beruf treu bleiben und so können wir dem Fachkräftemangel in unserer Branche entgegenwirken. Eines muss uns aber klar sein: Nur weil wir jetzt diese Kampagne lanciert haben, haben wir nächstes Jahr nicht 20 Lernende mehr. Das braucht Zeit und es müssen möglichst viele Personen mitziehen, damit die Kampagne ein Erfolg wird.
Startschuss für den Sport Transparency Index
Wir freuen uns, den offiziellen Start des Projekts Sport Transparency Index öffentlich bekannt zu geben, an dem wir als #FEDAS, beteiligt sind! Das Ziel: Mit dem Projekt eine größere Transparenz im Sport zu schaffen und die Integrität zu stärken!
Das Projekt wird die Standards im gesamten Sport verbessern, indem es das aktuelle Maß an Integrität und Transparenz beleuchtet sowie Schulungen und politische Empfehlungen bereitstellt, um eine positive Weiterentwicklung zu fördern.
Sie wollen auch eine aktive Rolle in dem Projekt übernehmen?
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Der von Mc Kinsey Company und dem Weltverband der Sportartikelindustrie (WFSGI) veröffentlichte Jahresbericht zeigt die aktuellen Herausforderungen der Sportartikelindustrie auf.
Die Mc Kinsey Company und der Weltverband der Sportartikelindustrie (WFSGI) haben einen gemeinsamen Jahresbericht veröffentlicht, in dem die Herausforderungen der Sportartikelindustrie untersucht werden.
Der Bericht zeigt, dass die Branche im vergangenen Jahr von einer drohenden globalen Rezession, dem Krieg in Europa, globalen Schocks in der Lieferkette und steigenden Zinssätzen beeinflusst wurde. Er konzentriert sich auf die wichtigsten Trends, die die Branche beeinflusst haben und in Zukunft beeinflussen werden, wie die Bedeutung der Markenbildung, Nachhaltigkeit und Nearshoring. Zudem wird die Wertschöpfung in der Branche betrachtet und wie diese die Aufmerksamkeit privater Investoren anzieht.
zum vollständigen Bericht
Schweiz
Die Schweiz wird zur Langlauf-Nation – das sind die Zahlen und Gründe
In der Schweiz werden viel mehr Langlaufskis verkauft und auch der Absatz der Langlaufpässe ist zuletzt deutlich gestiegen. Die Experten der «Swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz» ordnen den Langlaufboom in der Schweiz ein.
Der Langlauf ist sein verstaubtes Image definitiv losgeworden. In den letzten Jahren hat sich der Langlaufsport zu einem jungen und dynamischen, aber auch gesundheitsfördernden und naturnahen Sport entwickelt. Damit trifft das Langlaufen perfekt den aktuell vorherrschenden Zeitgeist.
Die neusten Zahlen zum Schweizer Skimarkt zeigen die gestiegene Popularität des Langlaufsports eindrücklich auf. In der Saison 19/20 wurden 25'000 Paar Langlaufskis verkauft, im Folgejahr trotz Corona 34'000 Paar und im letzten Winter waren es dann sogar 49'000. Allein in der letzten Saison ist der Anteil also um eindrückliche 44 Prozent gestiegen.
Pandemie und schneereicher Winter
Doch nicht nur die Verkaufszahlen der Langlaufskis kennen derzeit nur die Richtung nach oben. Dasselbe Bild zeigt sich bei der Anzahl der verkauften Langlaufpässe, die in der Schweiz benötigt werden, um die Langlaufstrecken befahren zu dürfen. Die Organisation «Loipen Schweiz» teilt mit, dass in der Saison 19/20 unter anderem wegen Corona 47 Prozent mehr Langlaufpässe verkauft wurden und diese Zahl im letzten Winter nochmals um 10 Prozent gesteigert werden konnte.
«Der Langlaufboom hat vor etwa vier Jahren so richtig begonnen. Die Pandemie und der bis in tiefe Lagen schneereiche Winter im letzten Jahr haben den Trend zusätzlich noch stark beschleunigt», weiss Peter Bruggmann von der «Swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz». Doch was sind denn die Gründe für den Langlauftrend in der Schweiz? Bruggmann, der Präsident des Verbandes AMAS, Sportfachhandel Schweiz ist, antwortet wie folgt: «Als eine der wenigen Sportarten kann man beim Langlaufen den gesamten Körper trainieren: Beine, Arme und Rumpf sind aktiv. Ausserdem verbindet Langlaufen Ausdauer und Kraft, womit die Sportart sich bestens eignet als Training für Ausdauersportler, die sich auch im Winter draussen bewegen möchten.»
Rückgang der verkauften Alpin Skis
Doch es sind nicht nur sportliche und gesundheitliche Gründe, die für den Langlaufboom in der Schweiz verantwortlich sind. Bruggmann bringt noch weitere Aspekte ins Spiel: «Es gibt in der Schweiz sehr viele Langlauf-Loipen, die oftmals näher am eigenen Wohnort liegen als Skipisten. Fürs Langlaufen wird auch weniger Schnee benötigt und die Sportart ist günstiger als das klassische Skifahren». Die Einstiegshürden fürs Langlaufen sind also deutlich tiefer als für andere Wintersportarten.
Wenn man die Verkaufszahlen des Skimarkts in der Schweiz analysiert, fällt auf, dass die Anzahl der verkauften Alpin Skis in der Schweiz im Gegensatz zu den Langlaufskis stark zurückgegangen ist. Von rekordhohen 243'000 Paaren in der Saison 19/20 auf 182'000 in der Saison 21/22. Doch das ist noch längst kein Anlass zur Sorge für die «Swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz». Peter Bruggmann erklärt warum: «Einerseits wird in der Schweiz immer mehr Skiausrüstung gemietet, wodurch weniger Skis verkauft werden. Und andererseits haben wir schon im letzten Jahr gesehen, dass der Verkauf nach der Coronapandemie wieder ansteigt. Wir gehen daher davon aus, dass wir schon bald wieder über 200'000 Ski-Paare pro Jahr verkaufen werden in der Schweiz.» Die Schweiz bleibt also weiterhin eine Skination, auch wenn Langlauf im Aufschwung ist. Und was aus Sicht der «Swisspo – Fachstelle Sportartikel Schweiz» besonders erfreulich ist: Die vielen neuen Langläuferinnen und Langläufer wechseln nicht etwa von anderen Wintersportarten zum Langlauf, sondern es sind neue Wintersportler und Wintersportlerinnen oder solche, die mehrere Wintersportarten betreiben.
Marktdaten Ski Langlauf Schweiz 2022
Marktdaten Ski Alpin Schweiz 2022
Österreich
Corona-Pandemie sorgte für Einbruch bei Ski-Absatzzahlen
Bericht DerStandart 23. Dezember 2022
In der Saison 2021/22 wurden um 20 Prozent weniger verkauft als im Winter davor. Vertreter der Industrie hoffen in der heurigen Saison auf eine Stabilisierung
Wien – Die Corona-Pandemie hat in Österreich die Ski-Absatzzahlen einbrechen lassen. In der Saison 2021/22 wurden mit gut 233.000 Paaren um 20 Prozent weniger verkauft als im Winter davor. Diese Zahl bedeutet zur Vor-Corona-Rekordsaison 2019/20, in der knapp 445.000 Paar Ski verkauft wurden, fast eine Halbierung, zeigen Daten vom Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ). Heuer rechnet der Verband mit einer Stabilisierung. Weltweit stiegen die Verkäufe.
Wir sehen in der aktuellen Saison 22/23 eine deutliche Erholung des Marktes. Grund dafür ist die gute Buchungslage der Skigebiete über Weihnachten", so Michael Schineis von Amer Sports und Präsidiumsmitglied des VSSÖ.
So gut wie keine touristische Wintersaison in Pandemie
Aber schon in der Saison 20/21 hatte es ein Minus von rund einem Drittel gegeben. Und der negative Trend verstärkte sich vorige Saison: In der Pandemie fand praktisch keine touristische Wintersaison statt. Das tat dem Skiabsatz richtig weh. Denn während in der Saison 19/20 noch etwa 260.000 Paar Alpinski in den Verleih gingen, waren es 21/22 nur mehr 43.000 Stück. Während in der Saison 19/20 noch rund 60 Prozent der neu verkauften Ski in den Verleih kamen, waren es in der Saison 21/22 nur mehr 18 Prozent.
Mit Skiset- und Skischuhverkäufen wurden in Österreich 21/22 knapp 186 Millionen Euro umgesetzt. Das waren knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr.
Schweiz:
Neue Ausbildung für Lernende im Detailhandel Sport
Die Schweizer Sportartikelbranche bildet aktuell 950 Lernende aus. Damit gehört sie zu den grössten Branchen im Detailhandel. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, wurde die Ausbildung im Hinblick auf das neue Lehrjahr angepasst.
Im August 2022 nehmen schweizweit rund 300 neue Lernende ihre Ausbildung als Detailhandelsfachfrau/mann EFZ oder Detailhandelsassistent/in EBA in Angriff. Sie sind die ersten, die in den Genuss der neuen «Grundausbildung 2022+» kommen. Was genau es damit auf sich hat, erklärt Joe Purtschert, der bei «Swisspo», der Fachstelle Sportartikel Schweiz, für die Berufsbildung im Detailhandel Sport zuständig ist. «Wir haben uns intensiv mit den zukünftigen Anforderungen an unsere Detailhandelsfachleute auseinandergesetzt und die Ausbildung entsprechend angepasst», sagt Purtschert.
«Detailhändler werden künftig quasi zu Gastgebern.»
– Peter Bruggmann
Dabei fliessen gesellschaftliche, technologische, ökonomische und ökologische Veränderungen mit ein. Doch was heisst das konkret? Joe Purtschert beschreibe es wie folgt: «Die neue Ausbildung wird praxisbezogener, stellt den Nutzen für den Kunden noch mehr ins Zentrum und bringt die fachkompetente Beratung in den Vordergrund. Zudem wird auch den neuen Entwicklungen wie Multichanneling, Omnichanneling und Onlinevertrieb Rechnung getragen.»
Detailhändler werden zu Gastgebern
Diese neue Ausrichtung hängt auch stark mit generellen Veränderungen im Detailhandel zusammen. Mittlerweile ist es viel entscheidender geworden, dass die Kundschaft ein positives Erlebnis über alle Kontaktpunkte im gesamten Kaufprozess hat. «Detailhändler werden künftig quasi zu Gastgebern», fasst Peter Bruggmann, Präsident von ASMAS, Sportfachhandel Schweiz zusammen. Zu diesem positiven Erlebnis gehören auch gute kommunikative und verkaufspsychologische Kompetenzen, sowie das die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit.
Es wartet also viel Neues auf die künftigen Fachkräfte im Detailhandel Sport. Das gilt aber genauso für die Lehrbetriebe und Berufsbildner. «Wir freuen uns auf die neue Grundausbildung und sind gespannt auf die Umsetzung. Wir denken, dass die neue Ausbildung noch praxisorientierter und damit attraktiver wird», sagt Nadine Spirig. Sie ist Leiterin HR bei Bächli Bergsport, wo aktuell 27 Lernende in zwölf Filialen ausgebildet werden. «Unsere Berufsbildner haben sich gut auf die neue Ausbildung vorbereitet, auch wenn es gewisse Bedenken in Bezug auf den höheren Aufwand – insbesondere am Anfang – und die Veränderungen generell gibt», sagt Spirig.
Beruf und Hobby verbinden
Dessen ist man sich auch bei «Swisspo» bewusst und wird gerade in der Anfangsphase die Lehrbetriebe so gut wie möglich unterstützen. Dennoch ist man überzeugt, dass die neue Ausbildung und damit eine Lehre im Detailhandel Sport für Jugendliche attraktiv ist. «Gerade für junge Menschen, die den Sport mögen und sich gerne bewegen, bietet diese Ausbildung eine Möglichkeit, Beruf und Hobby zu verbinden. Sie verkaufen Produkte für die Freizeit, was praktisch immer mit positiven Emotionen verbunden ist», sagt Joe Purtschert. Nadine Spirig ergänzt: «Die Lehre ist spannend und anspruchsvoll. Die Nähe zum eigenen Hobby bietet für die Lernenden einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert für die Arbeitsmotivation.»